Die Anzahl der Menschen mit der Diagnose schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) hat sich in Sachsen seit dem Jahr 2005 mehr als verdoppelt - von 8.100 auf etwa 16.800 betroffene Menschen im Jahr 2023. Bei weißem Hautkrebs haben sich die Fallzahlen sogar mehr als verdreifacht. Sie stiegen von circa etwa 32.000 auf rund 98.000 Betroffene.
Dresden, 27. Mai 2025 – Das geht aus dem aktuellen Arztreport der Barmer hervor. Vor allem in den Geburtenjahrgängen ab Ende der 1950er-Jahre zeigen sich steigende Risiken. So waren beispielsweise bei den 50 bis 59-jährigen Frauen im Jahr 2023 (Geburtsjahre 1964 bis 1973) doppelt so viele an schwarzem Hautkrebs erkrankt als Frauen in selben Alter der Geburtsjahrgänge 1946 bis 1955. „Schwere Sonnenbrände in jüngeren Jahren hinterlassen bleibende Schäden. Doch erst mit zunehmendem Alter zeigen sich die Spätfolgen langer UV-Expositionen, etwa durch ungeschütztes Sonnenbaden oder Solarien“, sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen. Reisen in sonnenreiche Regionen und das Streben nach gebräunter Haut hätten lange als Statussymbole für Wohlstand und Freizeit gegolten. Umso wichtiger sei es mit zunehmendem Alter die Möglichkeiten der Hautkrebsfrüherkennung zu nutzen. Früh erkannt, ließen sich Erkrankungen oft erfolgreich behandeln. Es sei zu befürchten, dass die Zahl der Betroffenen noch weiter steige. „Neben den Untersuchungen zur Hautkrebsfrüherkennung in Haut- oder Hausarztpraxen, bieten vor allem Unternehmen, deren Beschäftigte sich viel im Freien aufhalten, Hautchecks und weitere Präventionsmaßnahmen an“, sagt Dr.med. Andrea Elfenkämper, leitende Betriebsärztin für die Region Ost, der DHL Group und weist auch auf die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber hin.
Hautkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten in Sachsen
Seit 2005 ist die Zahl der Hautkrebs-Diagnosen in Sachsen deutlich gestiegen – ein Trend, der sich voraussichtlich fortsetzen wird. Dabei lauert die Gefahr bereits schon in der Kindheit. Besonders betroffen sind die Generationen der Baby-Boomer sowie ältere Jahrgänge, die in ihrer Kindheit und Jugend häufig UV-Schäden durch unzureichenden Sonnenschutz erlitten haben. Insbesondere in den 80-ziger bis 90-iger Jahren waren die Menschen sorg- beziehungsweise ahnungsloser im Umgang mit UV-Strahlen. Diese Sorglosigkeit kann sich noch Jahrzehnte später rächen: „Die Haut vergisst nie“, warnt Barmer Landeschefin Welfens. Um schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden und Leben zu retten, empfiehlt sich für diese besonders gefährdeten Altersgruppen regelmäßige Hautkrebsscreenings.
Hautkrebsdiagnosen – Männer haben die Frauen überholt
Laut dem Arztreport waren 2023 in Sachsen mehr Männer von schwarzem Hautkrebs betroffen als Frauen. So erhielten 416 von 100.000 Männern die Diagnose bösartiges Melanom, während es bei den Frauen nur 405 von 100.000 waren. Hochgerechnet entspricht das bei beiden Geschlechtern jeweils rund 8.400 Betroffenen. Im Jahr 2005 zeigte sich noch ein anderes Bild. Damals lag die Erkrankungsrate bei Frauen mit 209 je 100.000 Einwohnerinnen (etwa 4.600 Fälle) deutlich über der der Männer, die auf 166 je 100.000 (rund 3.500 Fälle) kamen. Seitdem hat sich die Zahl der Erkrankten bei beiden Geschlechtern etwa verdoppelt. Noch deutlicher ist der Anstieg beim weißen Hautkrebs, der viel häufiger diagnostiziert wird. 2023 waren in Sachsen etwa 2.470 von 100.000 Männern betroffen (rund 49.600 Fälle), bei den Frauen lag die Rate bei 2.330 je 100.000 (etwa 48.400 Fälle). Im Vergleich zu 2005 hat sich die Zahl der Betroffenen bei beiden Geschlechtern mehr als verdreifacht. „In den kommenden Jahren ist mit einem weiteren Anstieg der Hautkrebsdiagnosen zu rechnen“, sagt die Barmer-Chefin. „Ursachen dafür sind unter anderem Verhaltensmuster in jungen Jahren, eine gestiegene Lebenserwartung und die wachsende Zahl hochbetagter Menschen. Umso wichtiger ist es, durch gezielte Prävention und gesundheitsbewusstes Verhalten gegenzusteuern“, so Welfens weiter. Besonders bei Männern ab 70 Jahren sei ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko festzustellen.
Geringeres Hautkrebs-Risiko ab der Generation Y
Es deutet vieles darauf hin, dass Lebensverhältnisse und Verhalten maßgeblich beeinflussen. Durch präventive Maßnahmen wie konsequenten Sonnenschutz und regelmäßige Hautkrebsscreenings lässt sich das Risiko weiter senken. Bei den unter 40-Jährigen in Sachsen, insbesondere bei den Jahrgängen nach 1980, scheint das Risiko für schwarzen Hautkrebs abzunehmen. Das auf ein gestiegenes Bewusstsein der Eltern für die Gefahren von Sonnenbaden und Solarienbesuchen zurückzuführen sei. Während gebräunte Haut in den 80er und 90er Jahren noch als attraktiv galt, setzt sich heute ein Umdenken durch. Eltern widmeten dem Sonnenschutz ihrer Kinder größere Achtsamkeit und schützen ihre Kinder besser vor UV-Strahlen. „Die meisten Hautkrebserkrankungen entstehen durch UV-Strahlung, insbesondere schwarzer Hautkrebs durch Sonnenbrände in der Kindheit. Prävention ist der beste Schutz: Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, langärmlige Kleidung, Sonnenhüte und das Vermeiden direkter Sonne sind essenziell“, sagt die Barmer Landeschefin. Aber auch künstliche UV-Strahlung wie bei Solarien solle gemieden und die Haut regelmäßig auf Veränderungen untersucht werden.
Früherkennung beginnt nicht erst in der Arztpraxis
„Gesunde Bräune gibt es nicht. Wer Sonnencreme aufträgt und sich dann in die Sonne legt, wiegt sich oft in falscher Sicherheit, denn keine Sonnencreme schützt zu 100 Prozent vor UV-Strahlen. Zudem wird Sonnencreme meist nicht flächendeckend und dick genug aufgetragen“, erklärt die Betriebsärztin der DHL Group. Noch einmal ganz besonders gefährdet seien Berufsgruppen, die sich viel im Freien aufhalten müssen, wie Post- und Paketzustellerinnen. Das Unternehmen habe daher die arbeitsmedizinische Hautvorsorgeuntersuchung für die eigenen Beschäftigten um ein telediagnostisches Angebot erweitert. Dabei würden auffällige Hautveränderungen fotografiert und zur Begutachtung an Spezialisten geschickt, die in der Regel innerhalb von 8 Stunden Feedback geben. „Hautkrebsfrüherkennung fängt damit an, sich um den eigenen Körper zu kümmern, ihn zu schützen, zu beobachten und auf Auffälligkeiten zu achten“, sagt auch die Barmer Landeschefin. Sie empfiehlt, die Haut regelmäßig selbst zu kontrollieren, insbesondere Pigmentmale wie Muttermale. Veränderungen in Größe, Form oder Farbe sollten ernst genommen werden. „Wenn ein Leberfleck wächst, sich verändert, juckt oder blutet, ist umgehend ein Hautarzt aufzusuchen“, sagt sie. Dabei könne die ABCDE-Regel helfen, auffällige Hautveränderungen frühzeitig zu erkennen:
- Asymmetrie
- Begrenzung unscharf Color (ungleichmäßige Färbung)
- Durchmesser über 5 mm
- Erhabenheit oder Wachstum
Auch die Barmer biete ihren Versicherten über die Teledoktor-App einen digitalen Hautcheck an, bei dem betroffene Hautstellen oder Leberflecke fotografiert und in der App hochladen werden könnten. Innerhalb von 48 Stunden erhalte man ein Ergebnis und Informationen zur weiteren Behandlung.
Datenquelle: Raten je Barmer-Versicherte mit alters- und geschlechtsstandardisierter Hochrechnungen auf die Bevölkerung. Hinweis: Im Fokus unserer Analysen stehen Diagnoseprävalenzen, nicht Inzidenzen (Neuerkrankungen).